Das Institut für Transfusionsmedizin unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Walter Sibrowski der Universitätsklinik Münster ist zuständig für die kompletten immunhämatologischen Untersuchungen des Universitätsklinikums. Im Jahr 2004 wurden etwa 70.000 Kreuzproben, 20.000 Eigenkontrollen, 10.000 Blutgruppenuntersuchungen von Patienten und 23.500 Antikörpersuchteste durchgeführt. Für diese quantitativen Anforderungen ist ein hoher Grad an zuverlässiger Automatisierung im Labor erforderlich, um die Proben zeitgerecht abarbeiten zu können. Bereits im Jahr 2002 wurden Vorgänger-Modelle des heutigen Tango-Systems in der Blutbank eingesetzt, die seit August 2004 durch neue Geräte ersetzt wurden. Der vorliegende Bericht schildert die Erfahrungen des Blutgruppenlabors mit den neuen Tango-Systemen und zeigt die Vorteile in der Probenabarbeitung bei Verwendung dieser Laborautomaten.
Tango Automatisierung in der Blutgruppenserologie
Der Laborautomat Tango von der Biotest AG, Dreieich, hat die Blutgruppendiagnostik, die Antikörpersuche und die Kreuzprobe in einem Prozess integriert, der angefangen bei der einzelnen Patientenprobe bis hin zur Übermittlung der Untersuchungsergebnisse in die EDV der Kliniken reicht (Abb. 1). Der Tango ist ein Vollautomat für die komplette Blutgruppenserologie:
- Blutgruppenbestimmung
- (AB0, Rhesus/Rhesusuntergruppen, Kell)
- Antikörpersuche
- (2, 3 oder 4 Testerythrozyten)
- serologische Verträglichkeitsprobe und
- Antikörperdifferenzierung
- (8er und 11er Panel).
Das Gerät wurde so konzipiert, dass sowohl eine kosten- und zeiteffiziente Abarbeitung von Probenserien als auch die Analyse von Einzelproben möglich ist. Insbesondere bei Notfällen können anfallende Proben jederzeit problemlos in den laufenden Prozess integriert werden. Alle erforderlichen Reagenzien werden im Gerät vorgehalten und bei Bedarf aufgefüllt eine tägliche Vorbereitung des Tango ist daher nicht erforderlich.
Für die Blutgruppenbestimmung werden gebrauchsfertige Mikrotestplatten mit unterschiedlichen Reagenzien-Konfigurationen eingesetzt, wodurch ein hoher Grad an Flexibilität gewährleistet ist. Der Tango besitzt eine Kapazität für bis zu 10 beliebig kombinierbare Mikrotestplatten. Verwendbar sind alle üblichen Probengefäße.
Probendurchsatz in der Routine
Unter Routinebedingungen werden im Labor Münster täglich durchschnittlich etwa 200 Kreuzproben (KP), 61 Eigenkontrollen (EK), 15 Blutgruppenbestimmungen (BG) und 30 Antikörpersuchtests (AKS) pro Arbeitsschicht durchgeführt (Beispiele siehe Tab. 1). Dabei wird im Zwei-Schicht-Betrieb gearbeitet.
Der durch den Einsatz des Tango-Systems hohe Automatisierungsgrad erlaubt die Durchführung von zunehmend mehr Tests. Dies wird durch die Entwicklung des Probenaufkommens über die zurückliegenden Jahre deutlich (Abb. 2). Das höhere Aufkommen bezieht sich dabei vor allem auf die Antikörpersuche, die Antikörperidentifizierung sowie die Durchführung von Eigenkontrollen. Bedingt durch die laut Niehoff hohe Qualität des Geräts ist mittlerweile ein Automatisierungsgrad von 70 % erreicht. Da aufgrund der Klinikumsanforderungen fast ständig eilige Proben oder Spezialanfragen zwischen den Routineaufgaben zu bearbeiten sind, sei dies ein Maximum an Automatisierung.
Arbeitsspitzen erfordern Flexibilität
Bei der Betrachtung der Auftragseingänge über den Tag verteilt, fällt auf, dass es typische Arbeitsspitzen gibt, und zwar um 11 Uhr und zwischen 17 und 18 Uhr (Abb. 3). Dies spiegelt das charakteristische Bild eines Labors wider, das neben der Arbeit für die Blutbank zusätzlich Analysen für das komplette Universitätsklinikum durchführt. Die Arbeitsspitze um 11 Uhr ergibt sich aus den Anforderungen der Blutbank und den Blutabnahmen der Uni-Klinik am Vormittag. Das höhere Probenaufkommen am späten Nachmittag entsteht durch die Blutabnahmen aus den Kliniken z.B. zur Vorbereitung auf Operationen am Folgetag. Aktuelle Zahlen zeigen deutlich, dass auch nach Einführung der DRGs und der daraus resultierenden geringeren Liegezeit der Patienten keine signifikante Änderung im Anforderungsverhalten der Kliniker zu beobachten ist.
Laut Einschätzung von Niehoff zeigt sich hier ein wesentlicher Vorteil des Tango.
Zusammenfassende Beurteilung
Niehoff ist überzeugt, dass die Laborautomation im Bereich der Blutgruppenserologie mit dem Tango insbesondere für Kliniken mit transfusionsmedizinischen Laboren und Einrichtungen mit mittlerem Probenvolumen optimal geeignet ist. Die Vorteile des Systems sieht er vor allem in der Möglichkeit unterschiedlichste Profile einzeln oder in Kombination bearbeiten zu können. Einzigartig an dem Gerät seien auch der hohe Automatisierungsgrad und die Flexibilität, die die Bewältigung auch von extremen Arbeitsspitzen möglich mache, sowie die qualitativ hochwertige Dokumentation der Untersuchungsergebnisse.
Angenehm überrascht hat Niehoff auch der geringe Aufwand für die technische Wartung und Instandhaltung. Bei der Komplexität der Geräte ist eine einmal monatlich stattfindende Reparatur, die sich meist auf die Behebung von Verstopfungsproblemen oder den Austausch von Verschleißteilen beschränkt, absolut vertretbar, so Niehoff.
Als Softwarespezialist legt Niehoff außerdem Wert auf eine einwandfrei funktionierende EDV, die dem neuesten Stand der Technik entsprechen sollte. Und hier bekommt der Tango unbedingt die Note eins: Die Softwareergonomie sei sehr gelungen, so Niehoff. Positiv wird von ihm weiterhin die Möglichkeit der Langzeitarchivierung der ausgewerteten Bilder eingeschätzt. Einzige Wermutstropfen: Nicht immer seien die Strips zu 100 % genutzt, was vor allem nachts vorkomme, wenn das Gerät nicht voll ausgelastet werden könne. Außerdem erscheint die Bearbeitungszeit für die notfallmäßige oder eilige Bearbeitung von Blutgruppen zu lang. Dies sei aber ein Problem aller Automaten bei dieser Anforderung ist halt die manuelle Abarbeitung doch schneller".
Das Fazit von Niehoff lautet: Der Tango ist das optimale Gerät für die Laborautomation in der Blutgruppenserologie mit dem Vorteil einer hohen Flexibilität, eines geringen Wartungsaufwands und guter Software-Lösungen.
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