16.08.2005 • Labordiagnostik

Bewegung statt konservativer Therapie?

Dass sportliche Belastung – in vernünftigen Dimensionen – den Metabolismus positiv beeinflusst, ist hinreichend bekannt. Die näheren Zusammenhänge zwischen „Sport, Hämostase und Herzkreislauffunktion" beleuchtete ein gleichnamiges Satellitensymposium der Firma Roche Diagnostics auf der 49. Jahrestagung der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH). Experten aus verschiedenen Bereichen der Medizin traten am 24. Februar im Mannheimer Rosengarten an, um ihre Erkenntnisse mit den etwa 120 interessierten Zuhörern zu teilen.

Über „Veränderungen der Hämostase bei akuten körperlichen Belastungen" sprach Dr. Dr. Thomas Hilberg vom Lehrstuhl für Sportmedizin der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er betrachtete die Einflüsse von moderater (Ausdauer-)Belastung und Kurzzeitbelastung unter Maximallast auf die Blutgerinnung. Hilberg zeigte, dass moderate sportliche Belastungen bei gesunden Probanden gerinnungshemmende Wirkung haben; Intensivbelastung fördert in der Regel die Gerinnung. Für Patienten mit Thrombophilie - erhöhter Neigung zur Thrombose - gibt es nur wenige Studien. Hier wird bei bestimmten Formen ein verstärkter Anstieg der Gerinnungsfähigkeit bei sportlicher Maximalbelastung beschrieben. Bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung (KHK) finden sich jedoch keine eindeutigen Hinweise für eine Erhöhung der Gerinnungsbereitschaft, jedoch sinkt die Fähigkeit zur Blutgerinnselauflösung.

„Den Einfluss von sportlichem Training auf die Viskosität des Blutes beschrieb Prof. Dr. Dr. Holger Kiesewetter, Institut für Transfusionsmedizin der Charite Berlin. Er zeigte, dass bei maximaler körperlicher Belastung die Blutviskosität zunimmt - das Blut wird "zähflüssiger". Ursache sind u.a. Wasserverlust aus dem Plasma durch starkes Schwitzen und in Muskelzellen eine Konzentrierung von roten Blutzellen aus Milz und Leber. Ausdauertraining verbessert das Fließverhalten, das Blut wird flüssiger, da das Plasmavolumen zunimmt. Die viskositätsbestimmenden Größen können lt. Kiesewetter durchaus für die Beurteilung des individuellen Trainingszustandes herangezogen werden, wie z.B. Abnahme der Plasmaviskosität durch Senkung des Fibrinogenspiegels. Mit einer Zunahme der Fettmasse nimmt die Erythrozytenklebrigkeit zu."

Uwe Schwan (Barmer Klinik Bad Herrmansborn, Bad Driburg) berichtete über seine Erfahrungen in der Reha von Personen nach Herzklappenersatz. Ohne sportliche Aktivität steigt die Leistungskurve des beobachteten Patienten im ersten Jahr nach der Operation an, dann stagniert sie; mit sportlicher Bewegung steigt sie weiter. Schwan empfahl, den Effekt sportlicher Bewegung frühestens nach zwei bis drei Jahren zu messen, da vorher keine großen Unterschiede zu Patienten ohne Training zu messen seien. Ein wichtiger Fortschritt für die Patienten ist die Möglichkeit des Selbstmonitorings, in der Barmer Klinik mit Roches CoaguChek. Sie gibt den Patienten neue Mobilität und neues Selbstvertrauen.

Dr. Jürgen Scharhag vom Institut für Sportmedizin der Universität des Saarlandes erläuterte die „Auswirkungen sportlicher Belastungen auf die kardialen Marker NT-proBNP und Troponin". In verschiedenen Untersuchungen wurde bei offensichtlich gesunden Sportlern nach Ausdauerbelastungen Anstiege des Troponin I bzw. T als auch des (NT-pro)BNP oberhalb der Normbereiche nachgewiesen. Viele Autoren schließen daraus auf eine durch den Sport verursachte Herzschädigung. In einer eigenen Untersuchung an 105 Ausdauersportlern konnten Scharhag zwar erhöhte Troponin und NT-proBNP Werte nach Ausdauerwettkämpfen nachweisen (siehe Abb.). Einen Zusammenhang mit Herzschädigungen oder Herzerkrankungen fand er jedoch nicht.
Im letzten Vortrag des Abends fasste Prof. Christian Holubarsch, Klinikum Lazariterhof der Median Kliniken Bad Krotzingen, verschiedene Studien zu „sportlichem Training in der kardiologischen Rehabilitation" zusammen. Der Gesundheitszustand von Patienten mit Bluthochdruck verbessert sich durch moderates Ausdauertraining signifikant. Eine Metastudie zeigte, dass es durch Training auch bei koronarer Herzerkrankung zu einer signifikanten Verbesserung des Gesundheitszustandes kommt. Bei Herzinsuffizienz ist ein Absinken des NT-proBNPs mit fortschreitender Trainingszeit zu beobachten. Holubarsch beschrieb NT-proBNP daher als gutes Mittel zur Kontrolle des Trainingseffekts.

Die Sicherheit im Herzsport wird durchaus als gut beschrieben. Bei 784.000 Patientenstunden in der bisher größten Metaanalyse gab es bisher einen Todesfall, einen Herzinfarkt auf 294.000 und einen Herzstillstand auf 112.000 Patientenstunden.
So unterschiedlich die Vorträge des Symposiums waren, das Fazit war bei allen ähnlich: Das Potential des Ausdauertrainings sowohl in der Vorsorge als auch in der Rehabilitation ist noch lange nicht ausgereizt. Die Zukunft wird erweisen, in welchen Fällen sie welche konservativen Behandlungen ersetzen bzw. ergänzen kann.
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