13.07.2005 • Security Management, Zutrittsregelung, Zeiterfassung

Chip, Chip hurra!

Eine neue Generation von Identchips tritt weltweit den Siegeszug bei der Identifikation von Waren, Tickets und Ausweisen an ? Bei der Zutrittskontrolle stehen Lösungen mit RFID-Chips ebenfalls hoch im Kurs

Mit großem Medienauftrieb eröffnete vor über einem Jahr das einstige Top-Model Claudia Schiffer den ersten Supermarkt in Deutschland, bei dem ein mit elektronischem Lesegerät ausgestatteter Einkaufswagen die eigentliche Hauptrolle spielte. Während Frau Schiffer zaghaft Waren in den Einkaufswagen legte und professionell in die Kameras lächelte, machte das Lesegerät seinen Job. Es überprüfte anhand des auf die Waren aufgebrachten RFID-Chips, der den jedermann bekannten Strichcode ersetzt, die Warenkennung und vor allem den Preis. Praktischerweise war auf dem Display des Lesegerätes auch gleich die Aufsummierung der Einzelwaren zu sehen. Dass im Hintergrund das System auch sofort an den Warenzulieferer die Information weitergab, welche Waren entnommen wurden, die wieder aufzufüllen sind, ist ein wichtiges logistisches Detail ? die Protagonisten interessierte es wenig. Was diese neue RFID-Technologie (Radio Frequencies Identification Devices) im Rahmen der Zutrittskontrolle bedeutet, erläutert im folgenden Interview Jürgen Junghanns, Produktmanager Identifikation und Biometrie der Interflex Datensysteme GmbH & Co. KG.

Wo kommen bereits heute RFID zum Einsatz?

Das klassische Einsatzgebiet von RFID liegt in der Zutrittskontrolle und verbunden damit in der Zeiterfassung. Hier ermöglichen die neuen Systemarchitekturen, dass die RFID-Chips im Feld nicht nur auszulesen, sondern auch zu beschreiben sind. So lassen sich beispielsweise Zutrittsberechtigungen und auch die letzten registrierten Zutritte auf dem Ausweis eintragen. Auch weitere organisatorische Anwendungen wie Kantine und Food-Automaten decken RFID-Ausweise ab. Wobei meist ein Geldbetrag auf dem Ausweis gespeichert ist, der bei Warenbezug angepasst wird. Damit bieten sich RFID-Chips auch sehr gut für Hotellösungen an. Sogar bei der Zeitnahme während sportlicher Wettbewerbe kommt diese Technologie zum Einsatz. Innerhalb des so genannten asset trackings, der Verfolgung und Ortung von Gegenständen wie bei der Abfertigung von Fluggepäck, sind die größten Volumen von RFID zu erwarten. Neue Bestrebungen gehen dahin, die Warenauszeichnung mit Barcodes durch RFID-Aufkleber zu ersetzen. Allen Anwendungen kommt zugute, dass sich RFID-Chips auch über etwas größere Entfernung ohne direkte Sichtverbindung auslesen lassen. Zudem sind mehrere gleichzeitig im Feld befindliche RFID-Chips einzeln zu erfassen, ein wichtiger Punkt bei Warenauszeichnung und Gepäckverfolgung.

Wie serienreif ist diese Technologie?

Auch wenn die RFID-Technologie verglichen mit dem Telefon noch ziemlich jung ist, erste einsatzfähige Systeme gibt es seit etwa 20 Jahren, ist sie als ausgereift und voll einsatzfähig zu bezeichnen. Der Zustand der Serienreife wurde bereits vor langer Zeit erreicht. Neuanlagen für Zutritt und Zeiterfassung werden heutzutage in Mitteleuropa zu rund 95% mit RFID-Technologie verwirklicht, ein weiterer Hinweis für die Attraktivität dieser Technik.

Wo liegen die Vorteile beim Einsatz von RFID im Umfeld der Zutrittskontrolle?

Zutrittskontrolle und Zeiterfassung benötigen
- langlebige, belastbare und gut handhabbare Identifikationsmittel
- einfaches, sicheres und schnelles Auslesen der ID-Mittel am Buchungsterminal
- hohe Auslesesicherheit und kurze Behandlungszeiten pro Buchung und damit hohen Durchsatz pro Terminal und Tür. Das erfüllt RFID. Die zusätzlich bereits geschilderten Eigenschaften wie berührungslose handsfree-Auslesung, Lesen und Schreiben im Feld, mehrere Applikationen pro RFID-Chip sowie weitgehende Umweltfreundlichkeit der (passiven) Ausweise kommen den Anforderungen für Zutritts- und Zeiterfasungssysteme entgegen. RFID ist also für das Erkennen der Nutzer in diesen Anlagen ein wesentlicher Baustein, zumal auch biometrische Templates auf ihnen zu speichern sind.

Welche Risiken sind beim Einsatz von RFID im Umfeld der Zutrittskontrolle zu beachten?

Die Risiken sind mit denen beim Einsatz herkömmlicher ID-Mittel vergleichbar aber eher geringer. Für Funkschutz, gegen Funkstörungen und gegen gesundheitlich schädliche Strahlenbelastung sind Normen, Vorschriften und Richtwerttabellen vorhanden, deren Einhaltung das CE-Zeichen bestätigt. Im Sinne der Fälschbarkeit der ID-Mittel ist RFID den herkömmlichen Techniken wie beispielsweise Magnetstreifen weit überlegen. Die Fälschung bzw. das Kopieren von Ausweisen ist meist an die Kenntnis von Passworten oder an den Besitz von Authorisierungsmitteln gebunden, die nicht frei verfügbar sind.

Wird RFID kurz-, mittel- oder langfristig bestehende Technologien ablösen?

Der Ablöseprozess ist zumindest in Mitteleuropa bereits in vollem Gange. Neuanlagen entstehen fast nur noch auf Basis von RFID. Sogar kontaktbehaftete Mikrocontroller-Ausweise (Bankkarten), die bisher noch höheres Rechenvermögen aufweisen, werden für Zutritt und Zeiterfassung durch RFID ersetzt oder ergänzt. Kontaktbehaftete Ausweise und ihre Leseeinheiten sind nämlich der starken Belastung durch viele Buchungen nicht immer gewachsen.

Welche Technologien werden durch RFID ersetzt?

Alle proprietären Techniken wie Infrarot, Induktiv, Wiegand und Barcode werden im Bereich Zutritt und Zeit durch RFID ersetzt. Das gilt auch für den noch weit verbreiteten Magnetstreifenausweis. Dieser hält sich allerdings in bestimmten Anwendungen noch etwas länger, da eine schnelle Umstellung auf RFID erhebliche Investitionen in Betriebsinventar und Kundenautomaten bedeutet. Selbst Anwendungen wie Saisonkarten oder Mitgliederausweise, die bisher meist als reine Sichtausweise gestaltet waren, gibt es zunehmend mit einem RFID-Chip.

Mit welchen Investitionen muss der Nutzer aber auch der Anbieter rechnen, um RFID zu nutzen oder anbieten zu können?

Der Anbieter muss zunächst einmal mit Investitionen für Entwicklungs-Equipment und teilweise auch Lizenzen rechnen. Das ist jedoch beim Einsatz anderer, neuer Techniken auch so. Der Anlagenbetreiber muss zunächst bei der Erstinvestition einen etwas höheren Preis für die RFID-Ausweise berücksichtigen. Die meist höhere Standfestigkeit und daraus resultierende längere Lebensdauer der RFID-Ausweise bedingt dafür geringere Betriebskosten. Die Terminals für RFID sind meist nicht teurer als Terminals für herkömmliche Kodiertechniken. Insgesamt ist also eine Lösung mit RFID-Ausweisen schon nach kurzer Betriebszeit einer Anlage mit herkömmlichen ID-Mitteln in den Gesamtkosten gleichzusetzen. Die bereits geschilderten Vorzüge von RFID gegenüber herkömmlichen Techniken sind damit praktisch ohne Aufpreis zu nutzen.

Gibt es bereits namhafte Installationen und in welchen Bereichen und Branchen sind diese zu finden?

Ja, es gibt bereits sehr viele und auch große Installationen mit RFID. Hier sollen nur zwei große deutsche Automobilhersteller erwähnt sein, die für die ?normalen" Anwendungen wie Zutritt, Zeit, Kantine oder Automaten RFID nutzen. Für die digitale Signatur bzw. PKI (Public Key Infrastructure) aber zusätzlich einen kontaktbehafteten Chip im gleichen Ausweis einsetzen.

Gibt es ausdrückliche Akzeptanzprobleme bei Nutzern, Anbietern oder Datenschützern für RFID-Anwendungen?

Akzeptanzprobleme sind praktisch nicht vorhanden, da das CE-Zeichen die Gewähr bietet, dass für Sicherheit und Strahlenschutz alle Regeln eingehalten werden. Fragen des Datenschutzes sind bei geschlossenen Systemen bereits in Betriebsvereinbarungen zu berücksichtigen. Dabei sind alle Systeme, die im Umfeld und Einwirkungsbereich eines Betreibers liegen, und deren Benutzer mehr oder weniger vorherzubestimmen sind, geschlossene Systeme.

Wie könnte ein Szenario in der Zutrittskontrolle unter dem Einfluss von RFID in fünf oder zehn Jahren aussehen?

RFID ist bereits so weit ausgereift, dass wir zwar eine stetige technische und anwendungsorientierte Weiterentwicklung erwarten dürfen, aber keine grundsätzlichen Quantensprünge. Ein Zukunftsszenario wird also in erster Linie von Ideen geprägt sein, die für Zutritt und Zeit mehr oder weniger unabhängig von RFID sind. Allerdings könnten sich die Bestrebungen biometrische Personalausweise/ Pässe mit RFID-Chips zu versehen, so auswirken, dass sich nur die Ausweiskennung oder in Verbindung damit auch die biometrischen Daten zusätzlich in ?privaten" Anlagen für Zeit und Zutritt nutzen lassen. Dem steht aber die heutige Gesetzeslage zumindest in Deutschland entgegen.

Was ist RFID und welche Besonderheiten sind bei dieser Technologie zu beachten?

RFID ist die Abkürzung für Radio Frequencies Identification Devices. Es sind also Geräte, die ihre Kennung oder die auf ihnen gespeicherten Daten über ?Radiowellen" abgeben. Sie besitzen als System grundsätzlich zwei Teile, nämlich den eigentlichen Datenträger bzw. RFID-Chip, der meist beweglich ist, und den feststehenden Leser oder Interrogator, der die vom Chip gesendeten Daten empfängt, aufbereitet und weiterleitet.

Dabei sind aktive Systeme (der RFID-Chip hat eine eigene Stromversorgung) und passive Systeme (der RFID-Chip nimmt seine Betriebsenergie aus dem Feld des Lesers/Interrogators) zu unterscheiden. Außerdem gibt es mehrere Frequenzbereiche, in denen RFID heute zum Einsatz kommt. Ursprünglich wurde die Technik im Frequenzbereich 100?150 kHz, meist 125 kHz betrieben, hier liegt auch heute noch ein Schwerpunkt der ?einfacheren" Anwendungen. Einfach deshalb, weil Datensicherungsmaßnahmen meist nur in Ansätzen vorhanden sind. Das neue Schwerpunktgebiet liegt im 13,56 MHz-Bereich. Hier gibt es verschiedene Systeme, die über gut strukturierte Sicherungsmaßnahmen verfügen. Neben der Möglichkeit, auf einem RFID-Chip verschiedene Applikationen zu betreiben, und diese Applikationen auch gegeneinander abschotten zu können, gibt es differenzierte Lese- und auch Schreibschutzmaßnahmen. Meist beruhen sie auf Passworten, also auf dem Wissen der Eingeweihten. Es gibt aber auch zumindest ein System, bei dem statt des Wissens der Besitz verwendet wird. Die Zugriffsberechtigung wird dabei über Authorisierungsmittel gesteuert.

Die bereits erstellten Normen und ein Großteil der anstehenden Normungsvorhaben beziehen sich auf diesen Frequenzbereich. Weitere Systeme nutzen die Frequenzbänder um 433 MHz, 868 MHz, 2,45 GHz oder 5,6 GHz. Hier kommen vornehmlich aktive oder halbaktive RFID-Chips zum Einsatz.
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