GIT SICHERHEIT: Herr Prof. Ries, Sie blicken auf Jahrzehnte währende Erfahrung in Feuerwehr und Brandschutz zurück – und haben sich immer wieder mit Kritik und Verbesserungsvorschlägen zu Wort gemeldet – oft auch bei uns in der GIT SICHERHEIT. Unter anderem haben Sie sich für das Feuerlöschspray stark gemacht. Wie weit hat es sich nach Ihrem Eindruck durchgesetzt?
Reinhard Ries: In allen Fachkreisen der Feuerwehren, der vfdb und auch bei Sachversicherern sind die Feuerlösch-sprays inzwischen anerkannt und gewollt. Zudem liegen inzwischen über 15 Jahre praktische Erfahrungen vor, sowohl in mehr als einer Mio. privaten Haushalten als auch in betrieblichen Anwendungssituationen. Die Erfahrungen sind durchweg positiv. Alle, die das Spray unvoreingenommen getestet haben, wollen es nicht mehr missen.
In der Fachwelt gab es unterschiedliche Meinungen dazu. Die Debatte ist aber weitgehend befriedet – oder sehen Sie das anders?
Ries: In der Fachwelt der Feuerwehren und Institute ist das Thema weitestgehend unstrittig. Einzig tun sich eher praxisferne Weichensteller im ASTA, im BMAS und in mancher BG noch immer schwer den ungehinderten Zugang endlich zu ebnen. In der Feuerlöscherindustrie erlebt man das sehr aktive Sichzurwehrsetzen einer großen Hersteller-Lobby für traditionelle Feuerlöscher, die auf neue und teils sehr innovative Entwicklungen keine Antworten findet und so ihren ganzen Lobbyeinfluss zur Abwendung dieser neuen Produkte in die Waagschale wirft. Sehr betrüblich ist auch erneut die destruktive Rolle des DIN, dort stehen die Weichen in diesem Fall leider auch mehr auf Erhalt als auf Erneuerung.
In welchen Bereichen ist das Feuerlöschspray vor allem empfehlenswert und könnte sich noch stärker durchsetzen?
Ries: Die Bereiche, in denen wir Brandschützer den Einsatz der Feuerlöschsprays empfehlen, sind neben den privaten Haushalten unbedingt betriebliche Bereiche wie Verwaltungen, Krankenhäuser, Kitas und Seniorenwohnstätten. Überall dort bietet ein gutes Feuerlöschspray – von Billigprodukten bleibt weiterhin abzuraten – einen guten, schnell einsetzbaren und effizienten Schutz. Die einfache Anwendung bleibt dabei nach wie vor das erste Argument. Zudem, was ein 2-LE-Löschspray in geschlossenen Räumen bis 20/30 m2 Fläche nicht löscht, das ist nach unseren Erkenntnissen definitiv ein Fall für die Feuerwehr. Man unterschätzt die Löschkraft eines solchen Sprays und man überschätzt die Möglichkeiten, die ungeübte Personen zum Löschen tatsächlich haben. Die Schnelligkeit und vor allem spontane Anwendung ohne große Übung ist ausschlaggebend. Viele Tests und auch schon sehr viele Realfälle bestätigen, dass die Menschen mit dem Feuerlöschspray hervorragend zurechtkommen.
Abschließend noch ein aktueller Punkt: Durch die zwangsweise Verbreitung von Homeoffice durch die Krise stellt sich zukünftig ja auch die Frage, wie schützen wir die Arbeitsstätte im privaten Umfeld, das Homeoffice? Auch hier bietet das Feuerlöschspray, übrigens in Einklang durch die aktuelle ASR A2.2, eine hervorragende Möglichkeit, Brandschutz ins heimische Büro zu bringen. Für 50 m2 schreiben wir mindestens 6 LE vor, da reichen 2 LE auch für 15 m2 Räume!