GIT SICHERHEIT: Herr Considine, die Logistikbranche erfindet sich im Zuge der Digitalisierung gerade neu. Welche Rolle spielen dabei Fahrerlose Transportfahrzeuge?
Paul Considine: Wir beobachten ganz klar, dass die Logistikbranche zunehmend auf die Automatisierung von Prozessen setzt. Der Grund dafür ist einfach: Logistische Abläufe werden dadurch schlichtweg effizienter. Ob Produktions- oder Distributionsbetrieb – es sind kurze Durchlaufzeiten, geringe Bestände und hohe Flexibilität gefragt. Dafür bedarf es intelligenter Technologien. Eine Schlüsselrolle spielen die sog. Fahrerlosen Transportfahrzeuge bzw. -systeme (FTS), mit denen der innerbetriebliche Materialfluss automatisiert werden kann. Denken Sie beispielsweise an mobile Roboter, die autonom navigieren und eigenständig die effektivste Route zum jeweiligen Ziel wählen können. So werden Arbeitsabläufe optimiert und Personalressourcen freigeben, was sich wiederum positiv auf die Produktivität auswirkt und Kosten reduziert. Ein weiteres Beispiel sind automatisierte Hochregalstapler, die sich im vollautomatischen Modus autark in Lagergängen bewegen und die zugewiesenen Transport- und Lageraufgaben zuverlässig abarbeiten – und das kontinuierlich rund um die Uhr. Die Umschlag-leistung lässt sich damit um bis zu 25% erhöhen.
Die Vorteile liegen auf der Hand, aber was ist in Sachen Sicherheit bei FTS zu beachten?
Considine: Da sich FTS in der Regel auf Betriebs- oder Lagergelände bewegen, wo Menschen ihre Wege kreuzen können, hat Sicherheit höchste Priorität. Ein weiteres Risiko für Kollisionen sind in den Fahrweg hineinragende Teile von Maschinen, Anlagen und anderen Fahrzeugen. Die Hersteller sind gemäß VDI-Leitfaden verpflichtet, ihre Fahrzeuge so zu bauen, dass die grundlegenden Sicherheits- und Gesundheitsanforderungen der Maschinenrichtlinie eingehalten werden. Dabei gilt es, die Integration der Sicherheit bereits während des Konstruktionsprozesses zu berücksichtigen. Nur wenn eine EG-Konformitätserklärung ausgestellt, das FTS mit einem CE-Kennzeichen gekennzeichnet und damit die Einhaltung der Vorgaben rechtsverbindlich bestätigt wurde, darf das FTS im europäischen Wirtschaftsraum in Verkehr gebracht werden. Und genau hier kommen wir von Wieland als Sicherheitsexperten ins Spiel.
Welche Lösungen hält Wieland für die Sicherheit von FTS bereit?
Considine: Unsere Sicherheitssteuerung samos PRO Compact eignet sich optimal für den Einsatz in fahrerlosen Transportsystemen. Sie bietet im Zuge ihrer integrierten Motion-Funktionalität die für FTS relevanten Funktionen „Sichere Drehrichtung“ (SDI) und „Sicherer Geschwindigkeitsbereich“ (SSR) und ist gleichzeitig überaus kompakt – ein großer Vorteil bei der Anwendung in Fahrerlosen Fahrzeug-systemen. Zudem ist eine einfache Anbindung des Inkrementalgebers SENC an die Steuerung möglich, ohne dass aufwändige Verkabe-lungen nötig sind. Der zuverlässige und äußerst robust ausgeführte HTL Encoder misst Geschwindigkeit und Winkel an den Achsen, so dass ein Sicherheitsniveau bis PL e erreicht werden kann. Dies ist vor allem vor dem Hintergrund wichtig, dass mit der DIN EN ISO 3691-4 bald eine europäische Sicherheitsnorm in Kraft tritt, die das Sicherheitslevel PL d für FTS fordert. Und schließlich erleichtern wir mit dem lizenzfreien und benutzerfreundlichen Programmiertool samos®PLAN 6 auch die Validierung und Verifikation der Sicherheitsanwendung und unterstützen den Anwender bei der fehlerfreien Parametrierung. Hier lässt sich die Software individuell auf die Bedürfnisse der Applikation einstellen und somit natürlich deutlich Zeit sparen.