Die Kategorie der Panoramakameras ist ein starkes Wachstumsfeld im Bereich der IP-Videotechnik. Im Vergleich zu anderen Kamerakategorien zeigen die internationalen Statistiken prozentual ein deutlich größeres Wachstum. Immer mehr Installationen greifen auf die flexiblen Kameramodelle zurück und ergänzen oder ersetzen die traditionellen Kameratypen. Die Vorteile sind ein reduzierter Installationsaufwand, geringere Lizenzkosten und eine bessere Kameraabdeckung. Axis Communications stellt die unterschiedlichen Kameratypen vor – und erläutert, wie eine solide Kameraplanung für einen reibungslosen Betrieb sorgt.
Grundsätzlich lassen sich die Panorama-Kameras in vier Kategorien unterteilen:
▪ Fisheye-Kameras mit einem Bildsensor
▪ Multisensor-Kameras mit zwei, drei oder vier Bildsensoren
▪ Multidirektionale Kameras mit bis zu vier individuell ausrichtbaren Kameramodulen
▪ Multidirektionale Kameras in Verbindung mit einer PTZ-Kamera
Sie alle haben verschiedene Stärken für ganz verschiedene Anwendungsbereiche.
Fisheye-Kameras
Die weit verbreiteten Fisheye-Kameras eignen sich vor allem zur kostengünstigen Überwachung größerer Bereichen – vor allem im Innenbereich: Schon mit einer einzigen Kamera lässt sich ein sehr großer Bereich abdecken.
Nur bedingt geeignet ist so eine Kamera allerdings, wenn es um die zweifelsfreie Identifikation von Personen geht. Zwar nutzen sie Sensoren mit bis zu 12 Megapixeln, aber für die sichtbaren Bildbereiche stehen davon netto nur rd. acht Megapixel zur Verfügung. Die Kamera projiziert nämlich ein kreisrundes Fisheye-Bild auf einen rechteckigen Sensor, der diese Netto-Auflösung dann auf die gesamten 360° verteilt. An der Decke oder Wand montiert liefert die Kamera eine perfekte 180°/360°-Übersicht.
Sind hochauflösende Details gefordert, stößt die Kameratechnik schnell an ihre physikalischen Grenzen. Die Entfernung zum Objekt darf nicht zu groß sein und auch der Blickwinkel muss beachtet werden.
Multisensor-Kameras
Multisensor-Kameras vereinen bis zu vier Bildsensoren, die als Einheit zu verstehen sind und nicht individuell ausgerichtet werden können. Wahlweise kann ein zusammengefügter Videostream oder von den jeweiligen einzelnen Bildsensoren separate Videostreams abgerufen werden. Das sog. Stitching fügt die Einzelbilder zu einem Gesamtpanorama zusammen und sorgt für ein homogenes Bild.
Solche Kameras eignen sich beispielsweise für den Eingangsbereich eines Hotels, Museums oder Bürogebäudes, für die Überwachung von Lagerflächen, Anlieferungsbereichen und Fassaden.
Bei der Planung von Videoanwendungen spielen häufig auch PTZ-Kameras eine Rolle. Diese ermöglichen theoretisch eine weitläufige Abdeckung bei hohem Detailgrad – etwa dann, wenn in die Szene hineingezoomt wird. Entweder die Kamera wird durch einen Anwender persönlich bedient – oder es werden Automatismen mit bestimmten Auslösern und Ereignissen definiert.
Nicht selten wird eine PTZ-Kamera geplant, die jedoch in der Praxis nur wenig genutzt wird. Die Multisensor-Kamera kann eine perfekte Ergänzung oder Alternative für eine PTZ-Kamera darstellen. Sie kann als Ereignisgeber dienen und die PTZ-Kamera auf eine Bewegung in ihrem Erfassungsbereich aufmerksam machen oder schlicht als Übersichtskamera agieren.
Multidirektionale Kameras
Bis zu vier getrennt voneinander agierende, einzelne Kameraeinheiten sind bei diesen Modellen in nur einem Gehäuse zusammengefasst. Jede Kameraeinheit kann individuell ausgerichtet und eingestellt werden. Der Vorteil: weniger Verkabelungs- und Einrichtungsaufwand bei hoher Flexibilität. Auch die Lizenzkosten im Videomanagementsystem sind niedrig, zumindest bei Systemen, die mit der „Geräte-Lizenz“-Logik arbeiten und nicht nach dem Modell der Videostream-Lizensierung.
Nicht in jeder Situation lassen sich vier einzelne Kameras durch nur eine Kamera ersetzen. Der Blickwinkel spielt dabei immer eine entscheidende Rolle. In Korridoren, Lagerhallen oder auch an Gebäudeecken bieten diese Kameramodelle jedoch einen unschätzbaren Vorteil.
Multidirektionale Kameras mit PTZ-Kamera
Diese Kategorie stellt die Königsklasse der Panoramakameras dar. Hier verrichtet eine multidirektionale Kamera zusammen mit einer PTZ-Kamera ihren Dienst. Diese Kamerakombination vereint die Vorteile aus beiden Bauweisen.
Dabei stellt die Panoramaeinheit die Übersichtsdarstellung zur Verfügung und die PTZ-Kamera kann für die Betrachtung von Details herangezogen werden. Besonders beliebt sind diese Modelle in der Verkehrsüberwachung, für öffentliche Plätze, große Events oder auch weitläufige Gelände wie z.B. im Umfeld öffentlicher Transporteinrichtungen (Bahnhöfe, Umschlagplätze, usw.).
Großer Sichtbereich & WDR
Die WDR-Technologie hilft Panoramakameras, mit den Herausforderungen der Beleuchtung in den einzelnen Szenen zurecht zu kommen. Insbesondere bei den Multisensor-Kameras wird die 180°-Panorama-Darstellung sonst schnell zur Herausforderung. Allerdings sollten Nutzer bei Kameras für Sicherheits-Anwendungen nach wie vor darauf achten, so wenige Darstellungen des Himmels wie möglich im Bild zu haben. Hierbei sollte in erster Linie der Sicherheitsaspekt und nicht ein „schönes Bild“ im Vordergrund stehen.
Zubehör
Umfangreiches Installationszubehör ist auch für diese Kamerakategorie von großer Bedeutung. Andernfalls kann die Installation schnell zur Bastel- oder Kompromisslösung werden. Bei der Fisheye-Kamera ist darauf zu achten, diese nicht an zu hohen Decken zu montieren, da die Pixeldichte sonst zu stark absinkt. Hier sind flexible Teleskophalterungen empfehlenswert.
Für die Multisensor-Kameras gibt es zudem die Dual-Halterung, an der sich zwei dieser Kameras Rücken an Rücken installieren lassen. An zentraler Stelle montiert, lässt sich so eine sehr große Fläche von nur einem Installationspunkt aus überblicken.
Anwendungshinweise für Panoramakameras
Übersichtsdarstellung oder Detailaufnahme?
Fisheye-Kameras sollten grundsätzlich mit Bedacht eingesetzt werden, denn sie eignen sich zwar perfekt für die Übersicht, weniger jedoch für eine Kombination aus Übersichtsdarstellung und hochauflösenden Bilddetails. Beim Einsatz von Modellen mit integrierter IR-Beleuchtung sollte darauf geachtet werden, dass keine stark reflektierenden Flächen das IR-Licht direkt in die Kamera zurückreflektieren. Die LEDs lassen sich zwar individuell dimmen, aber naturgemäß reduziert sich dann auch der ausgeleuchtete Bereich.
Schutz vor Witterungseinflüssen und Lichtquellen
Die Multisensor-Panoramakameras sollten sowohl im Innen- als auch im Außenbereich so gut wie möglich gegen Lichteinstrahlung oder Witterungseinflüsse geschützt werden. Bei den Modellen von Axis sind professionelle Wetterschutzblenden bereits im Lieferumfang enthalten. Die Kamera mit Schutzblende mag zwar weniger gefällig aussehen, in der Praxis bewährt sich diese jedoch. Weiterhin sollte die zu überwachende Szene auf störende Lichtquellen hin überprüft werden. Sind Gebäudefassaden beispielsweise durch starke Strahler erleuchtet, wirkt sich dies negativ auf die Bildqualität der an der Fassade montierten Panoramakamera aus. Zwar vermag die WDR-Funktion viel zur Kompensation beitragen, die Physik lässt sich allerdings nicht komplett überlisten.
Auf den Blickwinkel kommt es an
Bei den multidirektionalen Panoramakameras ist der Blickwinkel entscheidend. Es bringt nur wenig, wenn der Eindringling aus einem ungünstigen Winkel aufgenommen wird, weil bei der Kamerainstallation und Verkabelung Kosten eingespart wurden. Wie bei den Fisheye-Kameras muss bei den Modellen mit integrierten IR-LEDs auf Reflektionen aus der Szene geachtet werden.
Stabile Installationsumgebung
Wie bei der Installation einer PTZ-Kamera, erfordert auch die Kombination von multidirektionaler Kamera und PTZ-Einheit eine stabile Installationsumgebung. Die PTZ-Einheit kann in der Regel Vibrationen bis zu einem gewissen Grad kompensieren, die multidirektionalen Kameras bieten diese Möglichkeit jedoch nur sehr begrenzt.