01.09.2017 • Security, Videosicherheit, Videoüberwachung

Videoüberwachung clever modernisieren

Videoüberwachung hat nachweislich eine abschreckende Wirkung auf Kriminelle. Leider sind die Bilder vieler Überwachungssysteme aufgrund veralteter Technologien oft von so minderer Qualität, dass sie bei der Strafverfolgung kaum verwendet werden können. Ein Umstieg auf HD-Qualität löst dieses Problem. Jedoch schrecken die möglichen hohen Kosten ab. So bleibt alles beim Alten, und viele Betreiber warten ab, bis nichts mehr funktioniert. Das muss aber nicht sein, denn es gibt eine clevere Alternative.

Damals, am 25. August 1967, auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin, geschah der vielleicht berühmteste Knopfdruck der deutschen Fernsehgeschichte. Der Daumen von Vizekanzler und Außenminister Willy Brandt drückte langsam und in Nahaufnahme einen großen roten Knopf, der für die Zuschauer an den Empfangsgeräten zu Hause noch gar nicht rot war. In diesem Moment gab Willy Brandt den „Startschuss für das deutsche Farbfernsehen“. Der Knopf war zwar nur eine Attrappe, die Bilder wurden trotzdem bunt. Die technische Grundlage dafür ist das Phase-Alternating-Line-Verfahren, kurz: PAL. So viel zur Geschichte, die bis heute nachwirkt und auch für die moderne Videoüberwachung Bedeutung hat.
 

Als die Bilder bunt wurden
Anfang der 1960er Jahre entwickelte Walter Bruch für die Telefunken GmbH das PAL-Farbfernsehsystem. Farbbilder konnten so per Kupferdraht (Koaxialkabel) übertragen werden. Viele alte Videoüberwachungsanlagen, wie z.B. an Tankstellen, greifen auch heute noch auf die PAL-Technik zurück. Doch die geringe Auflösung von bis zu 720x576 Bildpunkten ist leider ein großer Nachteil dieser veralteten Technologie, besonders im Zeitalter von HD-TV, 1920x1080 Bildpunkte. Denn wenn die Lichtverhältnisse ungünstig sind, oder die Entfernung zu weit, sind auf den PAL-Bildern Details, wie zum Beispiel Autokennzeichen nicht zu erkennen. So kann eine Videoüberwachungsanlage zwar abschrecken, aber im Ernstfall kaum bei der Aufklärung von Straftaten helfen. Dabei würde ein Umstieg auf die HD-Technologie das Problem der geringen Details in den Bildern lösen. Eine gut durchdachte Umrüstung bringt Betreibern einen deutlichen Mehrwert. Aber welche Voraussetzungen sollte ein HD-Videoüberwachungssystem erfüllen?
 

HD geht auch ohne IP
Für viele Betreiber, Errichter aber auch Planer geht bei der Umrüstung von Bestandsanlagen im Bereich Videoüberwachung kein Weg an der IP-Technologie vorbei. Die Technologie bietet viele Vorteile wie zum Beispiel eine Auflösung von 4K oder Power over Ethernet (POE), also eine Stromversorgung über das Netzwerkkabel. Doch wer diesen Weg bei der Erneuerung alter Videoüberwachungsanlagen einschlägt, muss einen kompletten Austausch der Infrastruktur einplanen. Das bedeutet, alle Koaxialkabel müssen durch Netzwerkkabel ersetzt werden. Allein die Kosten für Neuverkabelung können immens sein und halten viele Betreiber von einer Erneuerung des bestehenden Systems ab. Doch eine HD-Kamera muss nicht unbedingt eine IP-Kamera sein.

2012 wurde eine neue Technologie speziell für die Videoüberwachung entwickelt: HD-CVI, HD-CVI steht für High Definition Composite Video Interface. Mit dieser Schnittstelle ist es möglich hochauflösende Signale, über Koaxialkabel zu übertragen. Wie bei der PAL-Technik werden die Bildinformationen der Kamera so passend moduliert, dass sie über Koaxialkabel übertragen werden. Das besondere ist aber: Bei der Entwicklung des HD-CVI-Standards wurde extra darauf geachtet, dass die alten, vorhanden Koaxialleitungen weiter genutzt werden können. Damit eröffnen sich für Bestandsanlagen neue Wege ins HD-Zeitalter. Die alte Infrastruktur kann weiter genutzt werden: Koaxialkabel und Stromversorgung für die Kameras sind bereits vorhanden. Weitere Vorteile von HD-CVI: Es sind Übertragungslängen bis zu 300m bei Full-HD möglich und es gibt keine Bildverzögerungen (Latenzzeiten). Lediglich die Kameras sowie die Rekorder müssen ausgetauscht werden. Sogenannte Tribrid-Rekorder verarbeiten drei verschiedene Signale: PAL, HD-CVI und IP. So ermöglichen sie einen entspannten Umstieg. Manchmal kann so ein Teil der alten, analogen Kameras vorerst weiter genutzt werden. Für den Betreiber ist der Kostenrahmen überschaubar. Zum Vergleich: eine HD-CVI-Kamera ist gut ein 50% günstiger als eine IP-Kamera. Für den Installateur hingegen bietet die vertraute Technik mit Koaxialkabeln und BNC-Steckern eine schnelle und einfache Art der Umrüstung. Aber worauf ist bei der Auswahl zu achten?

Mehr als Bildqualität – moderne Video­überwachung bietet viele Funktionen
Der größte Pluspunkt moderner Videoüberwachungsanlagen ist vor allem die höhere Bildqualität. Laut DIN EN 62676-4 werden für die Erkennung von Objekten 125 Pixel pro Meter benötigt. Durch die hochauflösenden Bilder (1080p) werden die Videos viel detaillierter und damit ist die Erfüllung der DIN-Norm kein Problem. Verdächtige Personen können so tatsächlich identifiziert oder KFZ-Kennzeichen gelesen werden können. Diese Bilder nehmen natürlich mehr Speicherplatz ein als die alten Aufnahmen. Viele moderne Rekorder nutzen daher Multistream-Aufzeichnungen. Bei diesem Verfahren werden nur dann hochauflösende Bilder aufgezeichnet, wenn es relevant ist. Dann wird allerdings mit normaler Bildrate aufgenommen, so dass auch kleine und schnelle Bewegungen nachverfolgt werden können. So wird der Speicher optimal ausgenutzt. Empfehlenswert sind Tribrid-Rekorder (DVR – Digitaler Videorekorder), die eine Ethernet-Schnittstelle für Netzwerkkabel haben. Diese Rekorder lassen sich problemlos in ein Netzwerk integrieren und erlauben auch einen Fernzugriff über das Internet. Zu beachten ist, das Videonetzwerk sollte umbedingt vom operativen Netzwerk getrennt sein. Weitere sinnvolle Funktionen sind zum Beispiel „Instant Replay“ oder eine intelligente Suchfunktion. Bei Instant Replay handelt es sich um die Möglichkeit, im Livebild, ohne großen Aufwand die letzten paar Minuten noch einmal anzuschauen. Genutzt wird diese Funktion, wenn ein Verantwortlicher am Monitor glaubt, etwas Verdächtiges entdeckt zu haben. Viele Videoüberwachungssysteme – auch HD-fähige Systeme mit Fernzugriff – leiten den Verantwortlichen in so einem Fall umständlich über eine komplexe Suchmaske. Steigt der erforderliche Aufwand, wird die Aufnahme im Zweifelsfall aber oft nicht angesehen. Eine solche Videoüberwachung verfehlt ihren Zweck. Ebenfalls wichtig für ein modernes Videoüberwachungssystem ist eine intelligente Suchfunktion. Zeitgemäße Systeme erlauben eine einfache Suche, bei der in einer Maske ein Zeitrahmen angegeben wird. Im Kamerabild wird dann ein bestimmter Bereich markiert, der auf Bewegungen durchsucht werden soll. Erst dann wird die Suche ausgeführt und das entsprechende Videomaterial angezeigt. Beide Funktionen sollten so gestaltet sein, dass sie auch per Fernzugriff von einem PC oder Mobilgerät aus genutzt werden können.
 

Fazit
Viele Videoüberwachungsanlagen sind veraltet und bringen nur einen geringen Mehrwert. Der Wechsel auf ein neues System wird häufig aus Kostengründen gescheut. Die HD-CVI-Technologie ist jedoch in der Lage, die bestehende Infrastruktur weiterhin zu nutzen und gleichzeitig alle Vorteile moderner Videoüberwachung zu bieten. Fernzugriff, Steuerung über mobile App, intelligente Suchfunktion und Instant Replay sind auch ohne IP-Kameras möglich. HD-CVI ermöglicht eine schnelle Umrüstung und liefert eine hohe Bildqualität sowie vielfältige Funktionen bei geringen Kosten.

Autor
Ingo Take, Business Development Manager bei der LunaHD GmbH

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