05.05.2006

FunktionaleOberflächen

Lotus-Effekt:

Vorbild dafür sind die Blätter der Lotus-Pflanze: Eine noppenförmige Nano-Struktur aus hydrophoben Wachsen verhindert, dass Wasser und Schmutz haften bleiben. Dafür ist eine komplexe Strukturierung im Nanobereich notwendig (ein Nanometer ist ein Milliardstel Meter). Solche Oberflächen sind daher sehr empfindlich gegen mechanische Beanspruchungen, die die Noppenstruktur zerstören. Auch Tenside und andere waschaktive Substanzen vermindern den gewünschten Effekt.

Hydrophobe Beschichtungen:

Es gibt aber auch Oberflächen ohne Nanostruktur, die nur hydrophob eingestellt sind und aus organischen Verbindungen bestehen. Ihre Funktionsweise ähnelt z.B. der Teflonpfanne. Die Produkte sind zunächst einmal wasserabweisend aufgrund von Anti-Hafteigenschaften, die ausreichen, um z.B. Wassertropfen abrollen zu lassen. Für den täglichen Gebrauch gilt jedoch Ähnliches wie für die erwähnte Teflonpfanne. Man muss sich genau an die Pflegehinweise halten und darf vor allem keine scharfen oder scheuernden Putzmittel verwenden.

Hydrotect: spezielles Prinzip

Neben den beschriebenen hydrophoben Lösun­gen gibt es eine Oberflächen-Veredelung für keramische Fliesen: Hydrotect, eine Innovation des Fliesenherstellers Deutsche Steinzeug, fußt auf einem speziellen Wirkungsprinzip: In die Glasur der Fliesen ist reizstofffreies Titandioxid als Katalysator eingebrannt, der eine Reaktion zwischen Licht, Sauerstoff und Luftfeuchtigkeit in Gang setzt. Diese photokatalytische Wirkung wird schon bei normaler Raumbeleuchtung ausgelöst. Die Veredelung ist nicht einfach nur aufgesprüht oder kalt aufgetragen, sondern werkseitig bei hoher Temperatur in die Glasur eingebrannt. Im Vergleich zu herkömmlichen Versiegelungen, Imprägnierungen oder Beschichtungen ist Hydrotect daher so robust, dass neben Wand- auch Boden-Fliesen damit ausgestattet werden können. Die ursprünglichen Vorzüge wie z.B. Abriebfestigkeit, Chemikalienbeständigkeit etc. bleiben erhalten.

Mehrfaches Nutzen:

Fliesen mit der Veredelung sind hydrophil, d.h. wasserfreundlich und dadurch extrem pflegeleicht. Wasser wird nicht abgestoßen, sondern verteilt sich als dünner, flächiger Film: Schmutz wird unterspült und lässt sich mühelos entfernen.Darüber hinaus wirkt das Produkt antibakteriell: Durch die Photokatalyse entsteht aktivierter Sauerstoff, der Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze, Algen, Moose und Keime zersetzt und die Entstehung neuer Erreger behindert. Bei anderen Methoden, die auf der Beimischung bestimmter Zusätze beruhen, verbraucht sich die Wirkung. Hier dagegen (re)aktiviert sich der antibakterielle Effekt durch die erwähnte Photokatalyse immer wieder neu.Ein dritter Vorzug ist, dass störende bzw. schädliche Gerüche abbaut werden, z.B. Formaldehyd, Tabak- oder Küchendunst, der typischen Geruch in Sanitärräumen oder Umkleiden oder von Desinfektionsmitteln. Die Luftqualität wird so nachhaltig verbessert.Fazit: Dank der Oberflächenveredelung werden Zeit, Aufwand, Reinigungs- und Desinfektionsmittel gespart, Kosten gesenkt und die Umwelt geschont. Seit Markteinführung wurde bereits eine zweistellige Millionenzahl von Quadrat­metern der so veredelten Fliesen an Wand und Boden in aller Welt verlegt.

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